Nach dem ersten PENNY DEL-Heimsieg war die Stimmung in Dresden endlich wieder etwas heller – man hätte fast glauben können, der düstere Oktober wäre vorbei. Doch wer dachte, dass es jetzt mit Volldampf Richtung Tabellenmitte geht, wurde in Straubing sanft, aber bestimmt eines Besseren belehrt.
Denn die Tigers hatten offensichtlich beschlossen, dass Sonntag kein Ruhetag ist.
Mit fast unverändertem Line-up (einzig Connor Korte kehrte zurück – willkommen zurück, Connor!) und Jussi Olkinuora im Tor gingen unsere Eislöwen ins Spiel. Und die ersten Minuten sahen gar nicht so schlecht aus. Also, bis Straubing ernst machte.
Während Andres und Brandl auf der Strafbank saßen und vermutlich über die Definition von „übertriebener Härte“ philosophierten, nutzte Alex Green (9.) die Gelegenheit, um die Tigers in Führung zu bringen. Und wie es bei uns so oft läuft: Wenn’s einmal klingelt, will’s gleich wieder klingeln.
Kurz vor der Drittelpause konterten die Tigers – Beaudin traf (19.), und es stand 2:0. Dazu verletzte sich Oliver Granz und konnte nicht weitermachen. Fazit nach 20 Minuten: zwei Gegentore, ein Verletzter, ein schüttelnder Trainerkopf. Es war… nennen wir es: suboptimal.
Der Mittelabschnitt begann wie ein kleines Märchen. Ricardo Hendreschke erzielte in der 23. Minute seinen ersten DEL-Treffer – und man dachte so kurz: Hey, vielleicht geht hier doch was!
Tja. Zwei Minuten später stand es 3:1.
Wieder zwei Minuten später 4:1.
Und kaum hatte man sich das nächste Bier aus dem Kühlschrank geholt, war’s auch schon 5:1.
Halloran, Loibl und Melnick hatten offenbar beschlossen, dass man Dresdner Gastfreundschaft ruhig ausnutzen darf. Der Videobeweis bestätigte das fünfte Tor, aber ehrlich gesagt – es wäre auch ohne gegangen. Die Tigers machten einfach, was sie wollten, und wir standen dabei, wie man es als anständiger Gast eben tut: höflich, leise, und mit höflichem Applaus beim fünften Gegentreffer.
Das Schlussdrittel war dann ein bisschen wie das Warten auf den Bus im Regen: unangenehm, aber unvermeidlich. Justin Scott (50.) machte das halbe Dutzend voll, und das 6:1 war auch in der Höhe verdient.
In der letzten Minute wurde’s noch kurz ruppig – Turnbull und Brandl beschlossen, dass man sich wenigstens prügeln kann, wenn’s mit Punkten schon nichts wird. Je eine große Strafe, ein bisschen Emotion – immerhin etwas fürs Highlight-Video.
6:1 – deutlich, ernüchternd, aber irgendwie auch lehrreich. Straubing war in jeder Zone besser, schneller, bissiger. Wir? Eher brav. Der erste DEL-Heimsieg am Freitag war wohl nur ein kurzer Lichtblick in einem noch langen Lernprozess.
Aber hey: Wir sind Eislöwen-Fans. Wir kennen das. Wir nehmen die Niederlage, kippen ein Bier drüber, schütteln den Kopf und sagen: „Nächstes Mal hau’n wir sie weg.“ Und ganz tief drin glauben wir’s ja auch.